Es ist so laut,
seit die Stille tot ist.
Zwischen den Zeilen wandern ungreifbare Gedanken hin und her. Ich versuche ein paar Kommas zu
verschieben, die hässlichen Wörter gegen schönere auszutauschen.
Aber ich bin zu müde. Ich kann nicht mehr.
Ich reiße Männer auf. Und Kondomverpackungen.
Ich reiße und reiße, und alles zerbricht.
Vielleicht sollte ich davonrennen und mich in einem nachtschwarzen Wald vor mir selbst verstecken.
Dort könnte ich tagelang keinen Sex mehr haben. Ich würde vergessen, wie Angst schmeckt. Ich würde
aufhören, den kleinsten gemeinsamen Nenner von mir und mir und mir zu suchen. Es würde anfangen
zu regnen. Und ich würde dort an einem wunderschönen verlassenen See sitzen, und der Regen würde
leise flüsternd die Schande von meinem Körper tragen.
© copyright 2023 by Lilly Lindner
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin / Splitterfasernackt